9. Klimawandel & ökologische Transformation

Globale Dynamik

Der Klimawandel ist nicht nur die zentrale ökologische, sondern zunehmend auch eine sicherheits- und wirtschaftspolitische Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Internationale Organisationen wie die UN und die EU verankern Klimaschutz als strategisches Querschnittsthema – etwa im European Green Deal oder in den Nachhaltigkeitszielen der Agenda 2030. Die Nationale Interdisziplinäre Klima-Risiko-Einschätzung (NiKE) macht deutlich: Klimawandel bedeutet nicht nur Emissionsreduktion, sondern auch Risiko- und Resilienzmanagement. Extremwetter, Wassermangel, Ernteausfälle, Gesundheitsbelastungen und soziale Instabilität gehören zu den Szenarien, auf die sich auch Industrieländer vorbereiten müssen. Besonders alarmierend: Europa ist laut Copernicus-Daten die sich am schnellsten erwärmende Region der Welt. Die Geschwindigkeit dieser Entwicklung erhöht den Handlungsdruck auf allen Ebenen – auch auf Städte wie Weilheim.

Der Trend „Klimawandel & ökologische Transformation“ gehört zum Trendcluster „Lebensqualität, Gesundheit & Nachhaltigkeit“

Relevanz für Weilheim

Weilheim hat sich mit dem Beschluss zur Klimaneutralität bis 2035 ein ambitioniertes Ziel gesetzt – das alle kommunalen Politikbereiche betrifft: Stadtplanung, Energieversorgung, Verkehr, Bildung, Beteiligung, Gebäudesanierung und Konsum. Das integrierte Klimaschutzkonzept liegt vor, ebenso ein Maßnahmenkatalog – doch zentrale Hebel wie nachhaltige Wärmeplanung, Sanierungsprogramme oder neue Mobilitätslösungen stecken vielfach noch in der Umsetzungsphase.

Hinzu kommen konkrete Herausforderungen wie Hitzewellen, Starkregen und Hochwasser. Der Angerbach, einst unscheinbar, wurde zur Jahrhundertaufgabe erklärt. In Weilheim wird intensiv über Rückhaltebecken, alternative Dammführungen und Maßnahmen zur Versickerung diskutiert. Im Forschungsprojekt KARE (Klimawandelanpassung auf regionaler Ebene) entstehen Handlungsempfehlungen, die Bürger:innen aktiv einbinden.

Der Ausbau erneuerbarer Energien – etwa durch Photovoltaik, Solarthermie oder Geothermie – kann wirtschaftliche Unabhängigkeit stärken, CO₂ reduzieren und regionale Wertschöpfung erzeugen. Die geplante Einrichtung eines Technologietransferzentrums in Weilheim bietet die Chance, Innovation und Klimaschutz praxisnah zu verbinden. Auch Energiegenossenschaften und Bürgerenergieprojekte werden zunehmend relevant. Wichtig ist: Für breite Akzeptanz braucht es Beteiligung, transparente Kommunikation und konkrete Vorteile – etwa durch stabile Energiepreise oder lokale Beteiligungsmodelle.

Klimaschutz heißt auch: die Stadt widerstandsfähiger machen. Begrünte Dächer, Entsiegelung, Schwammstadtprinzipien, klimaangepasste Freiräume, hitzeresiliente Quartiere und nachhaltiges Wassermanagement müssen künftig Standard sein. Die Entwicklung neuer Quartiere, etwa im Bereich St. Pölten, bietet dafür große Chancen. Auch bestehende Flächen wie Verkehrsachsen und Parkplätze können umgestaltet werden – als Beitrag zur Anpassung und Lebensqualität.

Weilheim liegt in einer Region, in der Landwirtschaft sowohl kulturell verwurzelt als auch wirtschaftlich relevant ist. Gleichzeitig stehen viele Betriebe vor ökologischen und wirtschaftlichen Umbrüchen. Der Umbau zu klimaresilienten und nachhaltigen Bewirtschaftungsformen – etwa durch Humusaufbau, regionale Kreisläufe oder Agroforstsysteme – braucht gezielte Förderung und gesellschaftliche Anerkennung. Im regionalen Dialog mit Landwirten, Handel und Zivilgesellschaft könnte Weilheim neue Wege erproben. Die zukünftige Nutzung des Weilheimer Moos ist der Lackmustest dafür, ob die Stadt es schafft, für alle Beteiligten tragfähige Lösungen zu entwickeln.

Obwohl Weilheim nur einen kleinen Teil zur globalen CO₂-Bilanz beiträgt, ist das lokale Engagement symbolisch, strukturbildend und identitätsstiftend. Klimapolitik eröffnet Zugang zu Förderprogrammen und internationalen Netzwerken – und sie stärkt den inneren Zusammenhalt. Klimaschutz ist nicht nur ökologisches, sondern auch gesellschaftliches Transformationsprojekt.

Zwischenfazit

Klimapolitik ist längst keine Spezialaufgabe mehr – sie ist das Fundament nachhaltiger Stadtentwicklung. Die ökologische Transformation betrifft alle Lebensbereiche und braucht Mut, Klarheit und Allianzen. Für Weilheim liegt darin auch eine große Chance: als Stadt mit Vorbildfunktion, in der Klimaschutz nicht gegen Lebensqualität steht, sondern diese erst ermöglicht.

Offene Fragen

  • Wie lässt sich die kommunale Klimastrategie umsetzen und effektiv in andere Politikfelder integrieren?
  • Welche Allianzen und institutionellen Strukturen braucht es für mehr Umsetzungskraft?
  • Wie kann Weilheim seine Rolle im regionalen und internationalen Klimakontext schärfen?

Akteure

Stadtverwaltung (Bauamt, Klimaschutzmanagement, Stadtwerke); Stadtrat & Politik; Energie- und Wohnungswirtschaft, Stadtwerke, Energiegenossenschaften, Handwerk, Landwirtschaft; Wissenschaft & zukünftiges Technologietransferzentrum; Agenda & Zivilgesellschaft, Bildungsakteure; Förderinstitutionen auf Bundes- und EU-Ebene

Handlungsfelder

Erreichung des Klimaziels 2035 trotz begrenzter Ressourcen; Wohnraumbedarf vs. Flächenverbrauch und Naturschutz; Bürgerbeteiligung, Kommunikation und Akzeptanz sichern; Verknüpfung von Klimapolitik, Stadtentwicklung und Innovation, Nutzung des Weilheimer Moos

Stärken

  • Bewusstsein für Klimaschutz vorhanden
  • Integriertes Klimaschutzkonzept
  • Thementage Starkregenereignisse und Hochwasser
  • Stadtratsbeschluss Klimaneutral bis 2035
  • Energiewende Oberland
  • Energiegenossenschaft Oberland

Schwächen

  • Zunehmende Wetterextreme (Hitze, Starkregen)
  • Trockenheit und Dürren in der Landwirtschaft
  • Aktuelle Nutzung des Weilheimer Moos
  • Hoher Energieverbrauch
  • Veraltete Infrastruktur
  • Keine vorhandene Wärmeplanung
  • Keine vorhandene Weißflächenplanung
  • Klimawandel wird zu Wanderbewegungen führen

Chancen

  • Klimaschutz wird Staatsziel im Grundgesetz
  • Mehr Förderung durch neues „Sondervermögen“
  • Klimaschutzmaßnahmen (als „indirekte“ Maßnahme um etwas gegen Fluchtursachen der Klimakrise zu tun)
  • Synergieeffekte nutzen mit Sektorkopplung
  • Belebung des lokalen Handwerks
  • Aus Angst Chancen machen
  • Vorreiter durch vorausschauende Planung
  • Wenn Weilheim sein Klimaziel erreicht, ist das eine sehr gute Stadtwerbung
  • Klimaresiliente Infrastruktur
  • Klimafreundliche Mobilität
  • Neue Definition von Wohlstand
  • Potentielle Nutzung des Weilheimer Moos
  • Paludikultur in der Landwirtschaft
  • Bäume pflanzen und schützen
  • Schwammstadtkonzept ist mehr als nur Gründächer!
  • Brauchen wir neue Gewerbegebiete?
  • Gewerbe- und Wohngebiete mischen?

Konkrete Maßnahmen

  • Ausbau Erneuerbare (Solar, Wind)
  • Energiesparinitiativen
  • Repair-Café bekannter machen bzw. ausbauen
  • Gemeinschaftlich Geräte in der Nachbarschaft nutzen
  • Digitaler Nachhaltigkeits-Wettbewerb. Z.B. durch eine App : „Gamification“
  • Virtuelles Kraftwerk. Smartmetering. (Micrometering)
  • Kreislaufwirtschaft, Müllheizkraftwerke (ZAK Kempten)
  • Innovations-Hub Weilheim: Junge Firmen und Ideen akquirieren
  • Wissens- und Schulstadt Weilheim, Technolgiezentrum für klimaneutrale Technologie
  • Holzvergasung anstelle von Holzverbrennung.>> BioChar als Torfersatz für die Erdenwerke
  • Copy & Pride von den Gemeinden Fuchstal und Wilpoldsried
  • Mehr Infoveranstaltung mit Veranschaulichung was bewirkt was.-> hier vor Ort
  • Potenziale heben / Autark leben (Stromversorgung, Wasser etc.)
  • Dezentrale regenerative Stromversorgung